Entwicklung nach dem Mauerfall

Die gravierenden Veränderungen nach der Wende 1989 - Einbruch der Berliner Wirtschaft, massenhafter Abbau von Arbeitsplätzen und schwindende öffentliche Mittel - wirkten sich seit Mitte der 1990er-Jahre auch im Viertel Flughafenstraße negativ aus. Die Arbeitslosenzahlen stiegen und immer mehr Bewohner*innen, zunehmend auch Mittelstandsfamilien und Junge, gerieten in Armut. Besser Verdienende, gerade auch junge Familien, begannen, aus dem Stadtteil abzuwandern, Einkommensschwache und Migrant*innen, unter anderem aus den GUS-Staaten, sowie Flüchtlinge aus den Balkanstaaten zogen verstärkt in das Quartier.

Anfang der 1990er-Jahre wurde das Wohngebiet um die Flughafenstraße, das bis heute teilweise stark durch Verkehr belastet ist und seit seiner Entstehung ein Defizit an Grün- und Freiflächen aufweist, Sanierungsuntersuchungsgebiet. 1994 jedoch wurde dieser Status aufgehoben, weil die finanziellen Mittel Berlins angesichts der hinzugekommenen Ostberliner Sanierungsviertel knapper wurden. Eine Aufwertung erfuhr das Quartier durch den Bau des Forum Neukölln (heute Neukölln Arcaden), das 1998 bis 2000 auf dem großen Eckareal zwischen Karl-Marx-, Flughafen- und Erlanger Straße entstand. Manche Bewohner*innen des Viertels Flughafenstraße hätten allerdings dem letztlich realisierten Geschäftszentrum eine Entwurfsvariante vorgezogen, die die Stadtbibliothek an der Erlanger Straße und die beiden Wohnhäuser Ecke Karl-Marx- und Flughafenstraße - die mit zwei Wandbildern versehenen "Turnschuhhäuser" - integriert hätte. Alle drei Gebäude wurden zugunsten des Geschäftszentrums abgerissen. Als Ausgleichsmaßnahme für mit dem Bau des Geschäftszentrums weggefallene Freiflächen entstand im Blockinnenbereich zwischen Karl-Marx-Straße 52 und Reuterstraße 9 - 10 der Abenteuerspielplatz "Käpt´n Blaubär". Im Zuge der Realisierung des 1997 am Westrand des Viertels fertiggestellten Kindl-Boulevards wurde der Boddinplatz neu gestaltet.