Grünes Licht für neues Haus

Der Kinder- und Jugendklub Blueberry Inn bekommt ein größeres Haus, muss dafür aber lange in einen Container umziehen.

Quelle: Quartiersmanagement

Das blaue Haus in der Reuterstraße 10 kann dem Ansturm von Kindern und Jugendlichen kaum noch standhalten. Deshalb bekommt das Blueberry Inn bald ein neues Gebäude, das viermal so viel Platz bietet. Das Bezirksamt Neukölln hat vier Arbeitsgemeinschaften aus Architekten und Landschaftplanern eingeladen, Entwürfe für den Neubau einzureichen. Den Wettbewerb hat die Arbeitsgemeinschaft „PUPJUC“ aus Kreuzberg gewonnen – ein Zusammenschluss des Architektenbüros „Partner und Partner“ mit den Landschaftsarchitektinnen JUCA.

Bei der gut besuchten Sitzung des Quartiersrats am 27. November haben Jörg Finkbeiner und Ulrike Kube von „Partner und Partner“ sowie Judith Brücker und Carolin Fickinger von JUCA ihren Entwurf vorgestellt.

Auch der Neubau wird blau

Das neue Gebäude wird auf dem Gartengelände hinter dem jetzigen Blueberry gebaut. So entsteht zwischen dem alten Haus und dem Bolzplatz ein einladender Vorplatz für das neue Blueberry. Der Neubau wird zwei Ebenen haben. Im Erdgeschoss finden ein Café, ein Bewegungsraum, ein Mädchenzimmer und das Büro Platz. Im oberen Stock befinden sich Lernräume, ein weiterer Aufenthaltsraum mit einer kleinen Bühne, ein kleines Tontechnik-Studio und eine Dachterrasse. Hinter dem Haus ist ein Garten, der nur den Blueberry-Besuchern zugänglich ist.

Das Gebäude soll „robust und einladend“ werden, so die Architekten. Eine Besonderheit ist die Fassade. Im Erdgeschoss bestehen die Wände aus Gabionen-Körben. Das sind Drahtkörbe, die mit Schottersteinen gefüllt sind. Sie sollen mit Efeu oder anderen Rankpflanzen begrünt werden. Dadurch bekommt der Vandalismus keine Chance. Das etwas überstehende Obergeschoss hat abgerundete Ecken und eine leuchtend blaue Fassade. Sie wird entweder mit Wellblech oder senkrechten Holzleisten verkleidet. Dabei dürfen die Kinder sogar mitmachen: „Sie könnten die Lamellen selber streichen und mit ihren Initialen beschriften“, schlägt Jörg Finkbeiner vor. „Damit geben wir den Kindern die Möglichkeit, zu sagen: Das ist unser Haus.“

Mehr Platz auch für neue Nutzer

Das neue Gebäude kann mit rund 390 Quadratmetern Nutzfläche mehr sein als nur ein Jugendklub. „Es wäre optimal geeignet, auch andere Nutzungen unterzubringen“, sagt Michael Thoma vom Neuköllner Jugendamt. So könnten außerhalb der üblichen Klub-Öffnungszeiten die Räume auch von Eltern, von den Stadtteilmüttern oder auch von der Volkshochschule genutzt werden. Am 13. Dezember um 16 Uhr treffen sich im Blueberry Inn die Planer mit Kindern, Eltern, Outreach-Betreuern und Bezirksamtsmitarbeitern, um über den Neubau zu beraten und eventuell noch ein paar Feinheiten zu ändern.

Das bisherige Blueberry Inn bleibt stehen. „Das alte Gebäude soll für die Sozialarbeit mit älteren Jugendlichen genutzt werden“, kündigt Michael Thoma an. Auf dem betonierten Vorplatz des Blueberry Inn wird ein „Urban-Sports“-Spielplatz mit robusten Geräten entstehen. Im gleichen Zug wird auch der Käpt'n-Blaubär-Spielplatz komplett umgebaut. „Seemannsgarn“ soll das Thema des neuen Spilplatzes sein. „Dazu würden wir gern mit den Kindern einen Workshop machen, um zu sehen, welche Ideen sie dazu haben“, sagt Landschaftsarchitektin Judith Brücker. Dieser Workshop wird voraussichtlich kurz nach dem Jahreswechsel stattfinden.

„Das ist die größte Maßnahme, die im Flughafenkiez mit Soziale-Stadt-Mitteln durchgeführt wird“, sagt Quartiersmanager Thomas Helfen. Fast 3,7 Millionen Euro werden für das Blueberry Inn und den Spielplatz ausgegeben. Im Frühjahr 2020 sollen die Bauarbeiten beginnen. Für Sommer 2022 ist die Fertigstellung geplant.

Durststrecke mit Ersatz-Container

Bevor sich die Kinder des Flughafenkiezes über die neuen Räume und noch mehr Angebote freuen können, müssen sie jedoch eine lange Durststrecke überstehen. Während der zweieinhalbjährigen Bauzeit muss das Blueberry voraussichtlich schließen. Auch der Käpt'n-Blaubär-Spielplatz und der Weg zur Karl-Marx-Straße müssen wahrscheinlich abgesperrt werden. „Wir werden alles dafür tun, dass der Weg offen bleibt und auch das Blueberry offen bleiben kann“, sagt Architektin Ulrike Kube. Weil bei den Bauarbeiten aber die Sicherheit Vorrang hat, lassen sich Sperrungen kaum vermeiden.

Damit die Kids während der Bauzeit nicht ganz allein dastehen, wird am Boddinplatz ein neuer mobiler Jugendklub aufgebaut. Auf dem Flachdach des Bunkers an der Mainzer Straße wird zu diesem Zweck im Frühjahr 2019 ein Container aufgestellt. Weil das Klima am Boddinplatz immer noch teilweise von Aggressionen, Vandalismus und Verwahrlosung geprägt ist, hat das Bezirksamt hierfür Sondermittel freigegeben. Der neue Jugendklub-Container soll dort voraussichtlich mindestens zehn Jahre stehen, also auch noch, wenn das neue Blueberry Inn fertig ist.

Ausstellung der Pläne

Die Pläne zum Blueberry-Neubau werden sich vom 3. bis zum 11. Januar in der Helene-Nathan-Bibliothek gezeigt. Dort kann man sich nicht nur den Siegerentwurf ansehen, sondern auch die Entwürfe der drei unterlegenen Büros.

Helene-Nathan-Bibliothek in den Neukölln-Arcaden
Karl-Marx-Straße 66
Fahrstuhl bis Parkdeck 4

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11 bis 20 Uhr, Sonnabend 10 bis 13 Uhr