Zwischen „Protected Bike Lane" und unbequemem Holperpflaster

Im Quartiersrat wurde eine Untersuchung zum Fahrradverkehr im Flughafenkiez diskutiert.

Quelle: Jens Sethmann

Quelle: Jens Sethmann

Zwischenzeitlich hatte Hoffnung bestanden, dass der Quartiersrat im Oktober persönlich zusammenkommen könnte, doch die erneut steigenden Infektionszahlen ließen am 29. Oktober wieder nur eine Videokonferenz zu.

Der Hauptpunkt der Tagesordnung war der Fahrradverkehr. Das Quartiersmanagement hat sich in seinem Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept einen nachhaltigen und umweltfreundlichen Verkehr, Lärmminderung an vielbefahrenen Straße und ein barrierearmes und verkehrssicheres Straßenland auf die Fahnen geschrieben. Elisabeth Niehaus hat nun als Praktikantin beim Quartiersmanagement die Bedingungen für das Radfahren im Flughafenkiez analysiert und ihre Ergebnisse dem Quartiersrat vorgestellt.

Kopfsteinpflaster mindert das Fahrvergnügen

Der Flughafenkiez ist eigentlich gut ans Radverkehrsnetz angebunden: Es gibt Radwege an der Hermannstraße, und an der Karl-Marx-Straße existiert sogar eine besonders komfortable und durch Poller geschützte „Protected Bike Lane“. Im Inneren des Quartiers sind mit Ausnahme der Flughafenstraße alle Straßen auf Tempo 30 beschränkt. Durch den Kiez führt sogar eine Ergänzungsroute des Berliner Fahrradroutennetzes.

Ein Blick auf den Straßenbelag offenbart jedoch die Schwächen: „Mehr als die Hälfte der Straßen hat Kopfsteinpflaster“, sagt Elisabeth Niehaus. „Das führt dazu, dass man dort mit dem Rad nicht so gerne langfährt.“ In der Biebricher, Mainzer und Boddinstraße ist das Pflaster besonders holprig. Auch die in den Plänen der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz verzeichnete Fahrradroute ist davon betroffen. Die Folge: Radfahrende weichen verbotenerweise auf den Bürgersteig aus, wo sie Fußgängerinnen und Fußgänger gefährden – insbesondere an den abschüssigen Straßen. Eine Lösung wäre die Asphaltierung der Fahrbahnen.

Ärgernis Gehwegradeln

Die Quartiersratsmitglieder haben die gleichen Beobachtungen gemacht. Ein radfahrender Quartiersrat nannte das Kopfsteinpflaster mancher Straße unbequem und kritisierte, dass die Radwegmarkierungen an der Hermannstraße stellenweise nicht mehr vorhanden sind. Ein anderer ärgert sich, dass in der Karl-Marx-Straße trotz der neuen Radspuren die Leute noch auf den Gehwegen fahren. „Radfahren auf dem Bürgersteig ist Bequemlichkeit“, meint ein dritter. Das müsse auch geahndet werden. „Kopfsteinpflaster auf der Straße ist kein Argument, um Leuten auf dem Gehweg in die Parade zu fahren.“

Abstellnot und Fahrradleichen

Der zweite Teil der Untersuchung widmet sich den Abstellmöglichkeiten. „An einigen Hotspots besteht ganz dringender Bedarf an Abstellanlagen“, hat Elisabeth Niehaus festgestellt. „Zum Beispiel an den Neukölln Arcaden sind die Fahrradständer massiv überbelegt.“ Abstellnot herrscht auch am Hermannplatz, an der Evangelischen Schule, am U-Bahnhof Boddinstraße und am Boddinplatz. Dort werden auch Geländer, Laternenpfähle, Schilderpfosten, Bäume, Fallrohre und alles Mögliche zum Anschließen von Fahrrädern genutzt.

Viele Parkplätze sind auch von nicht mehr genutzten Schrotträdern blockiert. „Es müsste gewährleistet sein, dass diese Fahrradleichen zügig entfernt werden“, schlägt Elisabeth Niehaus vor. Ein ungenutztes Fahrrad, das im Straßenraum verrottet, kann man dem Ordnungsamt melden. Das Rad wird dann mit einem Aufkleber markiert und – falls der Besitzer es nicht entfernt – nach zwei Monaten abgeholt und verschrottet.

Die aufwändige Analyse wurde vom Quartiersrat dankbar aufgenommen. „Wir werden das Thema weiter bearbeiten“, sagt Quartiersmanager Thomas Helfen. „Dafür haben wir jetzt eine gute Grundlage.“