Künstlerische Höhenflüge bei den 48 Stunden Neukölln

Bei den 48 Stunden Neukölln vom 18. bis 20. Juni ging es hoch hinaus. Über 600 Kunstschaffende haben sich mit dem diesjährigen Festivalthema Luft auseinandergesetzt

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

In der Hochseilarena in der Pflügerstraße konnte man sich selber in die Lüfte wagen. Auf einem wunderschönen Gelände mit einer großen Wiese hatte das Team von „Corragio – die Kulturanstifter e.V.“ die Seile gespannt. Nach einer Einführung in die Technik begaben sich Wagemutige zunächst auf ein niedriges Seil, dann ging es Schritt für Schritt und begleitet von erfahrenen Seilartistinnen und Seilartisten in die Höhe. „Ab 13 Jahren kann jeder mitmachen, das ist auch etwas für ältere Menschen oder für Leute mit Höhenangst“, erklärt Stefan Petzoldt vom Verein. Die schwere Balancierstange hilft, das Gleichgewicht zu halten. Wer bei den kostenlosen Probierworkshops während der 48 Stunden nun auf den Geschmack gekommen ist, kann gerne weitermachen. „Wir bieten bis zum Herbst auf diesem Gelände Training für alle Interessierten an“, so Stefan Petzoldt. Richtig spektakulär wird es am 14. und 15. August. Für dieses Wochenende ist eine Kanalüberquerung geplant. Die Kulturanstifter sind auch Träger eines über das Quartiersmanagement Flughafenstraße finanzierten Projekts zur Kulturellen Bildung im Albert-Schweitzer-Gymnasium. Neben mehreren AGs, zum Beispiel zu Film, Theater oder Performance hatten die Schülerinnen und Schüler auch schon einen Probetag in der Hochseilarena. „Auf dem Seil muss man sehr fokussiert sein, außerdem wird die Körperwahrnehmung geschult“, erläutert Stefan Petzoldt die Vorzüge für Jugendliche.

Von Luftschlössern und Aerosolen

Nach der überwiegend digital gehaltenen Ausgabe 2020 war es diesmal ein hybrides Festival - mit strengen Corona-Auflagen. Massenaufläufe sollten vermieden werden. Rund 75 der insgesamt 250 Beiträge fanden als Live-Stream, Online-Ausstellung oder in anderen digitalen Formaten statt. Außerdem gab es viele Schaufensterausstellungen, so auch im Geschäft „Die Perücke“ in der Karl-Marx-Straße 56. „Luft umgibt uns alle, durchdringt uns, ist unsichtbar und allgegenwärtig.“, heißt es in der Themenbeschreibung. Seit jeher träumen Menschen davon, in die Lüfte aufzusteigen oder das Fliegen zu erlernen. Wir machen uns Luftschlösser und schweben auf Wolke 7. Auf der anderen Seite können auch Viren über die Luft übertragen werden und eine Krankheit verursachen, die uns die Luft zum Atmen nimmt. Mit diesem Spannungsfeld setzen sich die Künstlerinnen und Künstler auseinander.

Fliegende Blätter mit Zukunftsvisionen

Mit einem Flugblatt-Abwurf an der Kindl-Treppe wollte das Kollektiv „Anzetteln“ nach der zukünftigen Mitgestaltung der Stadt fragen. Vor allem die Wohnbedürfnisse standen im Fokus. „Es wird überall gebaut, aber es wird sich viel zu wenig die Frage gestellt, welche Wohnungen wir in der Zukunft brauchen werden“, erklärte Max Linnenschmidt vom Kollektiv. Es gebe ein Bedürfnis nach Flexibilität. Wohnraum muss anpassungsfähig sein, etwa wenn man mehr Platz zum Arbeiten braucht oder ein Kind geboren wird. Die Inhalte der Flugblätter waren in Workshops zusammengetragen worden. Darüber wollte man sich eigentlich mit den Besucherinnen und Besuchern austauschen. Doch der Zustrom hielt sich in Grenzen. „Es ist einfach zu heiß“, meinte Max Linnenschmidt.

Speed-Dating im Garten

Im Vollguten Gemeinschaftsgarten auf dem Kindl-Gelände konnte man beim Art-Speed-Dating Künstlerinnen Fragen stellen. Auf einer langen Bierbank saßen sich jeweils eine Künstlerin und eine Besucherin oder ein Besucher gegenüber. Nach vier Minuten ertönte ein Gong und man wechselte zur nächsten Künstlerin. Es ist dieser direkte Kontakt zu Kunstschaffenden, der den besonderen Charme der 48 Stunden Neukölln ausmacht.

Phantastisch und nachdenklich: die Junge Kunst
In den klimatisierten Neukölln Arcaden zeigten die Kinder und Jugendlichen im Rahmen des jungen Kunstfestivals, was sie drauf haben. Und das war durchaus beeindruckend. In einem Raum waren Mobiles, Luftfahrzeuge, Flugvögel und andere phantasievolle Installationen ausgestellt. In einem kleinen Vorführraum wurden Videos gezeigt, die die Kids selbst gedreht hatten und in denen sie zum Beispiel über ihre Corona-Pause, über die Schule der Zukunft oder einfach über ihr Leben in Neukölln erzählen. Hoch her ging es derweil im Untergeschoss der Arcaden bei einem Breakdance-Battle zu.

Das Kunstfestival 48 Stunden Neukölln wurde zum 23. Mal vom Kulturnetzwerk Neukölln e.V. organisiert.

Viele Online-Beiträge kann man sich weiterhin anschauen:
www.48-stunden-neukoelln.de

Junges Kunst Festival
www.jungekunst-nk.de

Infos zur Hochseilarena von Coraggio:
www.hochseil-berlin.de