Die Helene-Nathan-Bibliothek als starker Partner im Kiez

Die Rolle der Helene-Nathan-Bibliothek als wichtiger Bildungs- und Begegnungsort soll mit einem neuen Projekt gestärkt und erweitert werden

Foto: Birgit Leiß

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Schon jetzt kann man in der Bezirksbibliothek in den Neukölln Arcaden viel mehr als nur Bücher ausleihen. Zum Beispiel spannende Lesungen besuchen oder mit seinen Kindern ins kostenlose Puppentheater gehen. Es gibt Spielenachmittage und einen Leseclub für Menschen mit Beeinträchtigungen. Eine moderne Bibliothek ist auch ein Lernort, wo Studierende Computerarbeitsplätze nutzen und Schülerinnen und Schüler gemeinsam Referate vorbereiten. Die Bibliothek arbeitet mit vielen Partnern zusammen, etwa der Volkshochschule, Schulen und Kitas oder dem Lernladen Neukölln. Bibliotheken sind – wie es Kultursenator Klaus Ledererer über Buchhandlungen gesagt hat – „geistige Tankstellen“. Daher waren sie während des Lockdowns nur kurzzeitig geschlossen.

In Ruhe Lernen und arbeiten

Das Quartiersmanagement Flughafenstraße unterstützt die Bibliothek seit langem. So wurde 2019 mit Mitteln aus dem Programm Soziale Stadt eine gemütliche Leselounge und eine Lernecke für die Jugendlichen eingerichtet. Ziel des Umbaus: die unterschiedlichen Nutzungen besser voneinander zu trennen, so dass die Lerngruppen niemanden stören. Dass sich die Jugendlichen in der Bibliothek treffen ist ausdrücklich erwünscht. Schließlich kommen viele aus beengten Wohnverhältnissen. Hier finden sie einen ruhigen Raum, wo sie sich gemeinsam auf den Schulabschluss vorbereiten oder ihre Hausaufgaben machen können. Um sie zu unterstützen gibt es seit einigen Jahren, ebenfalls finanziert über das QM Flughafenstraße, ein kostenloses Lern- und Mediencoaching durch Studierende bis zur Sekundarstufe II.  

Angebote für ganz unterschiedliche Menschen  

Mit weiteren Projekten voraussichtlich ab Sommer 2021 soll die Rolle der Bibliothek als kompetenter Partner für die Stadtteilentwicklung fortgeführt und erweitert werden. Die Angebote sollen sich gezielt auch an „Nicht-Bibliophile“ richten: „Unser Wunsch ist es, auch Menschen anzusprechen, die bisher nicht den Weg in die Bibliothek gefunden haben und deren private Umstände es ihnen erschweren, sich aus- und weiterzubilden“, erklärt Quartiersmanager Thomas Helfen.

Im Corona-Modus

Derzeit bietet die Stadtteilbibliothek allerdings ein ungewohntes Bild. Die Lernecke ist verwaist und die stylishen Sonic Chairs wurden beiseite geschoben. Die Sessel mit eingebautem Sound-System waren im Rahmen des Umbaus angeschafft worden Laptops können derzeit nicht ausgeliehen werden und das Schmökern ist ebenfalls nicht erlaubt. Das schmerzt schon“, räumt die Leiterin Dr. Ida Bentele ein: „Wir müssen im Moment das Gegenteil von dem empfehlen, wofür die Bibliothek eigentlich steht.“ Seit der Wiedereröffnung am 22. Februar findet lediglich der Leihbetrieb statt. Das heißt: keine Veranstaltungen, keine Lerngruppen und keine Computerarbeitsplätze. Der Aufenthalt soll so kurz wie möglich sein. So sieht es die Berliner Infektionsschutzverordnung vor. „Wir sind sehr dankbar, dass wir nach der Schließung im Januar wieder öffnen konnten“, betont Dr. Bentele, die zum 1. August 2020 die Leitung des Fachbereichs Bibliotheken im Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamts Neukölln  übernommen hat. Auch die Besucher*innen sind froh, sich wieder mit Lesefutter eindecken zu können. Der Kinderbereich muss sogar manchmal kurzzeitig geschlossen werden, damit es nicht zu voll wird.

Filme streamen und Online-Sprachspiele mit Knete

Die Corona-Pandemie hat auch hier einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Es gibt ein umfangreiches Online-Angebot des VÖBB (Verbund der öffentlichen Bibliotheken Berlins). „Das wird sehr gut angenommen“, berichtet Dr. Bentele. Man kann Filme streamen und E-Books herunterladen, es gibt Hörbücher für Kinder, Tageszeitungen als E-Paper und ein umfangreiches Lernangebot für Jugendliche und Erwachsene. Mit dem Bibliotheksausweis kann man Online-Sprachkurse belegen, Filmmusik hören und vieles mehr. In Zusammenarbeit mit dem Träger wortlaut wurde zudem für Familien ein Materialpaket mit allerhand Spielen und Übungen rund um Sprachbildung und Bewegung zusammengestellt. Per Video-Anleitung können Eltern mit ihren Kindern beispielsweise Buchstaben und Zahlen kneten, mit Knete Mühle spielen oder einen Papierball durch ein Labyrinth pusten. Das Lerncoaching findet ebenfalls online statt. Und noch etwas hat man sich ausgedacht: „Wir planen, Bücher mit einem Lastenrad zu Menschen zu bringen, die weniger mobil sind, etwa in Seniorenheime“, so Dr. Bentele.

Lese- und Schreiblust wecken

Wie man Schulbüchereien und Stadtteilbibliotheken besser miteinander vernetzen kann, wird derzeit in einem Pilotprojekt an der Karlsgarten-Grundschule erprobt. Ein ganz besonderes Erlebnis für die Kinder war eine Lesung mit dem Kinderbuchautor Boris Pfeiffer in der Helene-Nathan-Bibliothek“, erzählt Dr. Gerlinde Kempendorff-Hoene, die in der Schule als externe Fachkraft eine Lese- und Schreibwerkstatt betreut: „Die Kinder konnten Herrn Pfeiffer auch aus ihren Geschichten vorlesen und bekamen ein tolles Feedback.“ Außerdem wurden im Dezember 127 neue Bücher angeschafft, darunter auch mehrsprachige, und ein Katalog mit allen Neuzugängen erstellt. Das Projekt wird über das Programm Sozialer Zusammenhalt finanziert, Träger ist der Schulförderverein der Karlsgarten-Grundschule.

 

Helene-Nathan-Bibliothek
Karl-Marx-Straße 66 (in den Neukölln Arcaden)
Telefon (030) 30239 4313
derzeit eingeschränkte Öffnungszeiten: Montag-Freitag 13-18 Uhr
www.berlin.de/stadtbibliothek-neukoelln/bibliotheken/bezirkszentralbibliothek-helene-nathan-bibliothek/