Mehr als nur ein Platz zum Schlafen

Auf der Straße zu leben, ist nicht nur in der Winterzeit hart. Wo gibt es Hilfe?

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Evas Obdach in der Fuldastraße 9 (Ecke Sonnenallee) ist ganzjährig geöffnet. Gerade im Sommer, wenn die Kältehilfe des Berliner Senats ruht, sei der Bedarf enorm“, sagt Natalie Kulik, Leiterin der Einrichtung. Die Notübernachtung für alleinstehende Frauen (ohne Kinder) hat 30 Plätze und ist in einer ehemaligen Arztpraxis in einem Wohnhaus untergebracht. Träger ist der Sozialdienst katholischer Frauen e.V. „Auf Dachböden und in Parks zu übernachten, ist für Frauen zu riskant. Viele haben Gewalterfahrungen und wollen nicht in eine gemischte Unterkunft. Natalie Kulik berichtet, dass die älteste Besucherin 85 Jahre alt war: „Die Frauen kommen aus ganz unterschiedlichen Situationen und sprechen viele verschiedene Sprachen, manche kennen wir seit Jahren.“ Viele haben gesundheitliche oder psychische Schwierigkeiten. 

Hier wird gelacht und geweint

In Evas Obdach können die Frauen von 19 bis 9 Uhr bleiben. Hier können sie zur Ruhe kommen, ihre Wäsche waschen und duschen. Mindestens vier Frauen sind in den freundlich eingerichteten Zimmern untergebracht. In einem gemütlichen Aufenthaltsraum bekommen sie ein warmes Abendessen und am nächsten Morgen ein Frühstück. „Einem Großteil unserer Besucherinnen sieht man die Obdachlosigkeit nicht an“, erklärt die Leiterin. Sie sind gepflegt und halten sich tagsüber in Bibliotheken oder Einkaufszentren auf. Eine weitere Besonderheit dieser Notübernachtung: die Frauen können bis zu vier Wochen am Stück bleiben und ihre Sachen dalassen. Auf Wunsch gibt es Beratung. Kraft zu tanken und in bestem Fall Perspektiven zu entwickeln – das ist das Ziel in diesem Zuhause auf Zeit. Obwohl die Frauen in einer extrem schwierigen Lage sind und es auch Spannungen gibt, unterstützen sie sich gegenseitig, „Hier wird gelacht und geweint, es ist oft eine sehr schöne Atmosphäre“, sagt Natalie Kulik: „Uns ist wichtig, dass sie sich willkommen fühlen.“ Das sei auch eine Frage der Würde.

Spende vom Kiezflohmarkt Boddinplatz

Evas Obdach gibt es seit sechs Jahren. Vor drei Jahren ist man von Mitte in die Fuldastraße gezogen. Die Einrichtung wird über die Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales finanziert. Dennoch kann man Spenden gut gebrauchen. Damit kann man den Frauen beispielsweise Fahrscheine kaufen - für Arztbesuche, Behördengänge oder die Fahrt zu Evas Haltestelle in den Wedding. In der Schwestereinrichtung von Evas Obdach können sich die Frauen tagsüber aufhalten. Über die Spende von 700 Euro aus den Standerlösen vom Trödelmarkt am Boddinplatz freute man sich daher sehr. Quartiersmanagerin Aysel Şafak und Frizzi Brama vom Kiezkollektiv e.V., das den Trödelmarkt im Auftrag des Quartiersmanagements Flughafenstraße organisiert hatten, übergeben den Scheck am 21.Oktober 2022.

Evas Obdach
Fuldastraße 9
Telefon (030) 477 532 / 0151-146 48 758
evasobdach@skf-berlin.de

Evas Obdach freut sich über Spenden wie Hygieneartikel oder Lebensmittel. Bitte vorher nachfragen, was gebraucht wird.

 

Schlafen in der Kirche

Nur 100 Meter weiter, in der Fuldastraße 50, können bis zu zehn obdachlose Frauen und Männer jeden Freitag in der Kirche übernachten. Das Nachtcafé der Martin-Luther-Genezareth-Gemeinde, das von Anfang November bis Ende März geöffnet ist, bietet eine sehr persönliche Atmosphäre.

Ansonsten gibt es im ganzen Bezirk Neukölln nur noch eine weitere Notübernachtung: bei Kubus in der Teupitzer Straße 39 (Link https://kubus-berlin.de). Vom 1.Oktober bis 30.April gibt es hier 25 Plätze für wohnungslose Männer. Auch hier wird viel Wert auf einen würdevollen Umgang gelegt. „Bei uns gibt es richtige Betten, keine Matratzen oder Feldbetten“, betont Gernot Zessin von Kubus. Die Gäste bekommen ein Abendessen und ein Frühstück, können hier ihre Wäsche waschen, duschen und WLAN nutzen. Kubus wird über die Kältehilfe des Berliner Senats finanziert

Kubus ist dringend auf Spenden angewiesen. Verpackte Lebensmittel, Drogerieartikel und warme Kleidung werden gerne entgegengenommen und größere Mengen auch abgeholt. Gesucht werden auch noch Helferinnen und Helfer für die Kältehilfestation, sowohl auf ehrenamtlicher als auch auf Nebenjob-Basis, zum Beispiel für Studierende.

Telefon (030) 81 03 35 0

Sämtliche Angebote der Kältehilfe finden sich unter www.kaeltehilfe-berlin.de/
Seit 1.November ist auch wieder der Kältebus unterwegs, um Menschen in die Notunterkünfte zu fahren
Hilfe-Hotline für obdachlose Menschen: 0157 80 59 78 70 (Montag bis Freitag 9-17 Uhr)
Kältehilfetelefon:030 34 39 71 40 (täglich 19-23 Uhr)

 

Kostenlose Energiesparberatung für Menschen mit geringem Einkommen

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