Profitables Kurzzeit-Wohnen mit Rundum-Service

Das Geschäft mit den „Serviced Apartments“ brummt. Auch im Flughafenkiez gibt es zwei Standorte

Quelle: Birigt Leiß

Quelle: Birigt Leiß

Serviced Apartments sind voll möblierte Wohnungen, in die man praktisch nur mit dem Koffer einziehen kann.  Anders als Hotels verfügen sie über eine Küchenecke, außerdem Waschsalon, Reinigungsservice, Coworking Space und so weiter – ideal für Geschäftsleute, die mehrere Wochen oder Monate bleiben wollen. Ein „echtes Zu-Hause-Feeling“ verspricht das „Aeronaut“ in der Hermannstraße 227 (Ecke Flughafenstraße). Das im Juni 2020 eröffnete Haus wurde als Berlins erstes „Corona-Hotel“ vermarktet. Desinfektionsschleuse im Eingangsbereich, ein Schuh-Ummantelungsgerät, Fieberscanner und Luftfilter gehören zum „Safer Than Home“-Hygienekonzept. Während viele Menschen verzweifelt eine normale Mietwohnung suchen, hat man hier die freie Auswahl. Die Tagespreise der 62 Apartments beginnen bei 140 Euro, wer zwei Wochen bleiben will, zahlt um die 2000 Euro aufwärts. Für das 103 Quadratmeter große „Charlie-Apartment“ mit Whirlpool“ muss man 12.780 Euro für 14 Tage hinblättern.

Einst Schmuddel-Ecke, heute trendiger Hotspot

Bevor Anfang 2018 die Bagger anrückten, standen hier einfache Imbissbuden vor einer riesigen Brandwand. Das Grundstück war lange Zeit Rückhaltefläche für die ursprünglich geplante Autobahn. Doch warum hat der Bezirk den Neubau mit einer hotelähnlichen Nutzung genehmigt?  „Ich würde hier auch lieber klassischen Wohnungsbau sehen“, erklärt dazu Neuköllns Baustadtrat Jochen Biedermann (Grüne). Das Bezirksamt sei wohl damals – lange vor seiner Amtszeit – zur Einschätzung gelangt, den Bauantrag für ein sogenanntes Boarding House genehmigen zu müssen. Das Grundstück, so Biedermann, sei extrem schmal und daher herausfordernd für eine Bebauung. Dazu kommt: Ende der Nuller Jahre, als das private Grundstück veräußert und entwickelt wurde, hat sich kaum jemand für Wohnungsneubau interessiert – noch dazu an einer lauten Kreuzung. Auch wenn man es heute kaum noch glauben mag: selbst Studierende rümpften seinerzeit die Nase über die schmuddelige Gegend. Heute wird auf der Website die vielfältige Nachbarschaft angepriesen - ein „Hotspot für diejenigen, die das trendige Berlin kennenlernen möchten“.  

Nur noch wenige Mietwohnungen

Etwas anders gelagert ist der Fall Hasenheide 119 /Ecke Hermannstraße. Das Gebäude direkt am Hermannplatz war früher ein normales Mietshaus. Der ehemalige Eigentümer ließ es nach und nach entmieten und verwahrlosen. 2016 soll nur noch eine Mietpartei in einer Art „Geisterhaus“ ausgeharrt haben. Dann wurde es verkauft, saniert und anschließend unter dem Label „Nena Apartments Hermannplatz“ angeboten. „Das Problem war, dass große Teil des Hauses auch schon vor der Sanierung gar keine Wohnungen waren, sondern als Gewerbeflächen, zum Beispiel für Praxen genehmigt und genutzt wurden, ein Gebäudeteil sogar als Fabrik“, sagt Jochen Biedermann. Daher sei für die Nutzung als Ferienwohnung keine neue Zweckentfremdungsgenehmigung erforderlich gewesen. Lediglich im hinteren Gebäudeteil müsste es nach Informationen des Baustadtrats noch einige reguläre Mietwohnungen geben.