Wohnen, Lernen und Arbeiten im Zeichen der Brauerei

Auf dem Kindl-Areal entsteht ein Gebäude nach dem anderen. Bei vielen ist die Genossenschaft TRSFRM die Bauherrin

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Auf dem ehemaligen Brauereigelände tut sich so viel, dass man schon mal den Überblick verlieren kann. Über das Anfang 2022 fertiggestellte „Haus Alltag“ haben wir bereits hierberichtet. Beim CRCLR-Haus“ direkt gegenüber sind die Bauarbeiten noch im vollen Gange. Es entsteht in zirkulärer Bauweise. Das Besondere dabei: alles ist wieder rückbaubar und es wird mit dem Bestehenden gearbeitet, das heißt um Ressourcen zu schonen, werden wo immer möglich die vorhandenen Bauteile verwendet und ansonsten gebrauchte Baumaterialien benutzt. So wurden sämtliche Fenster aus anderen Gebäuden ausgebaut, wie Dominik Fornezzi von der TRSFRM eG erklärt: „Wir haben sogar eine Bauteiljägerin, die die Baustellen auf der Suche nach Materialien abfährt.“ Eine solche Bauweise sei „extrem aufwändig“. Es sei ein Experiment und für alle Beteiligten neu, so Fornezzi. Der Senat bezuschusst das Modellprojekt. TRSFRM (gesprochen „Transform“) ist als gemeinwohlorientierter Bauträger sowohl für das Haus Alltag als auch für das CRCLR-Haus (gesprochen „circular“) verantwortlich. 

Gemeinschaftliches Wohnen

Das CRCLR-Haus war früher die Fasslagerhalle der Brauerei. Ins Erdgeschoss ist bereits der Hauptmieter, das Coworking-Space „Impact Hub“ eingezogen. Derzeit wird das Gebäude aufgestockt. Auf drei Etagen sollen sogenannte Cluster-Wohnungen mit großen Gemeinschaftsflächen entstehen. Der Genossenschaft geht es nicht nur um nachhaltiges Bauen, sondern auch um neue Formen von Arbeiten und Zusammenleben. So wird es Gemeinschaftsküchen sowie Coworking-Flächen für die Bewohnerschaft geben. 

Baustellenführung für die lärmgeplagten Seniorinnen und Senioren

Die Strukturen auf dem Kind-Areal sind kompliziert. Der Boden (mit Ausnahme vom Kindl Zentrum für zeitgenössische Kunst) gehört der Terra Libre Immobilien GmbH, einer 100 prozentigen Tochter der Schweizer Stiftung Edith Maryon. Diese hat das Grundstück in Erbpacht für 99 Jahre an die TRSFRM eG verpachtet. „Transparenz ist uns sehr wichtig“, erklärt Dominik Fornezzi, der kürzlich einfach in das Seniorenwohnheim in der Rollbergstraße gegangen ist und zur Baustellenbesichtigung eingeladen hat: „Die Leute sollen schließlich wissen, wo der Baulärm herkommt und wie lange sie ihn noch ertragen müssen.“ Man wolle das Gelände zusammen mit dem Kiez entwickeln, betont Fornezzi. 

Ein Stadtbalkon für alle

Seit Anfang 2022 ist TRSFRM auch Projektentwicklerin für die ehemaligen Produktions- und Lagerhallen der Brauerei zwischen Neckar- und Rollbergstraße, das sogenannte Vollgut. Von außen sichtbar ist nur die Kart-Bahn, aber es geht vier Etagen hinab in die Gärkeller. Klar ist, dass die Kart-Bahn, die lediglich Zwischennutzer ist, raus muss. „Ansonsten wollen wir das zusammen mit den vorhandenen Nutzern entwickeln“, sagt Dominik Fornezzi. Ein Großteil der Flächen wird bereits als Event-, Lager- oder Atelierfläche genutzt, beispielsweise vom Schwuz oder dem Künstlerkollektiv Artistania e.V. Für den Bezirk ist der Umbau des „Kindl-Konglomerats“, wie es hier genannt wird, von hoher Bedeutung. Zur Abstimmung wurde im letzten Jahr ein Werkstattverfahren zwischen Bezirk und der Terra als Eigentümerin durchgeführt. Der Siegerentwurf sieht vor, hier einen Lern-, Arbeits- und Begegnungsort zu schaffen. Geplant sind unter anderem Kindlhöfe“ mit Kleingewerbe, nach dem Muster der klassischen Berliner Gewerbehöfe. In die ehemalige Fahrzeughalle, wo heute die Kart-Bahn ist, soll eine Schule einziehen, wobei man bereits im Gespräch mit einer Interkulturellen Waldorfschule ist. Das Dach dieser Halle soll von der Öffentlichkeit als „Stadtbalkon“ genutzt werden können.

Derzeit wird ermittelt, welcher Raumbedarf für das Vollgutlager besteht. Interessierte Gruppen, Vereine und Initiativen können ihren Bedarf anmelden und werden dann nach Möglichkeit bei der Vergabe eingebunden. Eine Nutzung kann jedoch frühestens 2025 erfolgen.
Hier geht es zum Raumbedarfsbogen: Anfrage Raumbedarf: VOLLGUT (Berlin, Neukölln) (google.com)
Die TRSFRM hat eine sehr informative Website (mit Verlinkung zu den Ergebnissen des Werkstattverfahrens)
https://www.trnsfrm.org