Ein gesunder Stadtteil ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Prävention und Gesundheitsförderung werden gerade in sozial benachteiligten Quartieren immer wichtiger

Quelle: Joris Felix Patzschke

Quelle: Joris Felix Patzschke

Ein gesunder und klimafreundlicher Mittagstisch im Ganghoferkiez, kostenloses Yoga für Frauen im Nachbarschaftstreff in der Donaustraße oder gemeinsame Ausflüge mit viel Bewegung - das sind nur einige der Aktionen, die in den vergangenen Jahren im Rahmen des Projekts „Clearingstelle Gesundheit für Quartiere der Sozialen Stadt“ auf die Beine gestellt wurden. Auch der Flughafenkiez war mit dabei. So wurde im Albert-Schweitzer-Gymnasium mit einem Teqball-Tisch und anderen Sportmaterialien eine „Bewegte Pause“ angeregt. Ende 2020 lief die über Mittel des Landes sowie der Krankenkassenverbände finanzierte Clearingstelle aus. Mit dem Nachfolge-Projekt „Gesund in Berlin - Stadtteile im Blick“ (GiB) wird der Ansatz weiterentwickelt und auf BENN-Gebiete („Berlin Entwickelt Neue Nachbarschaften“) ausgedehnt. Der Fokus liegt wie gehabt auf Gesundheitsförderung im Stadtteil, stets angedockt an vorhandene Strukturen, etwa Familienzentren oder Nachbarschaftstreffs, erklärt Danielle Dobberstein vom Verein Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V., dem Träger des Projekts und Organisator des jährlich stattfindenden Kongresses: „Die Angebote werden gemeinsam mit der Zielgruppe entwickelt, denn Gesundheitsförderung geht nur gemeinsam und muss in allen Ressorts mitgedacht werden“, betont die Projektleiterin.

Corona hat die soziale Ungleichheit verstärkt

Die aktuelle Pandemie hat ganz klar gezeigt, dass Gesundheit eng mit der sozialen Lebenssituation zusammenhängt. Wer in prekären Verhältnissen lebt, hat ein größeres Infektionsrisiko. Sozial benachteiligte Gruppen haben zudem weniger Ressourcen, um die Krise zu bewältigen. Welche Schlüsse man daraus ziehen kann, wurde Mitte März beim Kongress „Armut und Gesundheit“ diskutiert. Gesundheitsförderung müsse als Gemeinschaftsaufgabe begriffen werden, erklärte Tina Hilbert von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Wohnen. Der Ansatz der stadtteilbezogenen Gesundheitsförderung habe sich bewährt: „Wir können an vorhandene Strukturen anknüpfen und die Menschen in ihrem Umfeld erreichen, in Kitas und Schulen, Moscheen und Sportvereinen“. Das Problem sei derzeit jedoch, dass alle Ressourcen der Gesundheitsämter in die Pandemiebekämpfung gesteckt werden, sagt Danielle Dobberstein: „Die personellen Kapazitäten für die Gesundheitsförderung in den Kommunen sind blockiert“.

Angst vor Mieterhöhungen macht auch krank

Dem Thema Gesundheit im Kiez widmet sich auch das Gesundheitskollektiv (GeKO). Voraussichtlich im September 2021 kann die Gruppe ihr Stadtteilgesundheitszentrum im Neubau „Haus Alltag“ in der Neckar-/Ecke Isarstraße, direkt an der Kindl-Treppe, beziehen. Derzeit bietet das Team Beratung in zwei Neuköllner Kinderarztpraxen an. „Außerdem machen wir Info-Stände, wo wir beispielsweise mehrsprachig über Corona informieren und wir machen regelmäßig Online-Veranstaltungen, etwa zum Thema Kindergesundheit“ berichtet Patricia Hänel vom GeKo. Thematischer Schwerpunkt ist neben Corona auch die soziale Situation, von Problemen mit der Aufenthaltserlaubnis bis hin zur Miete. „Angst vor Mieterhöhungen führt zu Stress, daher machen wir auch soziale Beratung und haben uns der Kampagne Deutsche Wohnen & Co enteignen angeschlossen “, berichtet Hänel. 


Die nächsten Info-Veranstaltungen des GeKo finden voraussichtlich digital statt:

21.5. 14-15.30 Uhr: Selbsthilfe/Alkoholsucht
3.6. 16-18:00 Uhr: Entwicklung von Kindern und U-Untersuchungen
11.6. 15-17:00 Uhr:  Kitaplatzsuche (mit dem Sozialberatungsteam)


Geplant sind noch weitere Veranstaltungen zum Thema Kindergesundheit, im Juni zu Unfällen und Notfällen, im August Ernährung im ersten Lebensjahr, im September Schulprobleme sowie Allergien

Anmeldung in der Berghafenpraxis (Karl-Marx-Straße 130, Eingang Kienitzer Straße)
Telefon 030 33 95 31 31
E-Mail: infoveranstaltung_berghafen@web.de

Infos zum Geko:
www.geko-berlin.de

Infos zu GiB:
www.gesundheitliche-chancengleichheit.de