Kein Platz für homophobe Gewalt

Am 17.Mai 2022, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, wurden am Boddinplatz bunte Luftballons gegen homophobe und transphobe Gewalt in den Himmel geschickt

Quelle: Birgit Leiß

Viele Neuköllner Jugendeinrichtungen waren an diesem Nachmittag auf den Boddinplatz gekommen, darunter das Blueberry und der Mädchentreff MaDonna, außerdem mehrere Stadtteilmütter. Sie alle wollten ein Zeichen setzen: für Vielfalt und Toleranz und gegen Diskriminierung und Gewalt. Organisiert wurde die Luftballonaktion, die auch an anderen Orten in Berlin stattfand, vom schwulen Anti-Gewalt-Projekt Maneo. Damit wird jedes Jahr an den 17.Mai 1990 erinnert, als die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste psychischer Krankheiten strich.

Toxische Männlichkeit

Gleichzeitig stellte Maneo an diesem Tag seinen alljährlichen Report vor. 731 Überfälle, Beleidigungen und Bedrohungen gegen Lesben, Schwule und Trans*personen hat die Beratungsstelle im letzten Jahr für Berlin erfasst. Auf dem 3.Platz der betroffenen Stadtteile, nach Schöneberg und Kreuzberg, liegt Neukölln. „Das liegt zum einen daran, dass hier viele Menschen aus der queeren Szene unterwegs sind, aber auch an einer toxischen Männlichkeit auf den Straßen“, erklärt Bastian Finke, Leiter des Maneo. Man habe den Boddinplatz ausgewählt, weil es ganz in der Nähe vor einigen Jahren einen brutalen Übergriff auf ein schwules Paar gab: „Die beiden haben sich vorher im Kiez sehr wohl gefühlt, nach der Attacke sind sie weggezogen“.

Neukölln ist keine No-Go-Area

Von einer No-Go-Area würde Bastian Finke trotzdem nicht sprechen, schon aus Prinzip nicht, wie er betont. Schließlich gibt es hier viele queere Clubs und Projekte, etwa das SchwuZ in der Rollbergstraße oder Neuköllns erster queerer Jugendclub, das Q*ube in der Schönstedtstraße, ganz in der Nähe vom Rathaus. „Es schmerzt mich, dass wir eine steigende Zahl von Übergriffen haben“, sagte Neuköllns Integrationsbeauftragte Güner Balci bei der Kundgebung: „Wir müssen über das Thema Homophobie offen sprechen und dabei auch die Migrantenorganisationen mit ins Boot holen.“ Man brauche mehr Safe-Space-Aktionen wie in der Sonnenallee, wo Ladenbesitzer durch einen Aufkleber an ihrer Tür signalisierten, dass sie rassistisch, sexistisch oder homophob bedrohten Menschen Schutz bieten.

Am Ende schickte man gemeinsam Luftballons mit Grußbotschaften auf die Reise. 'Liebe, wen du willst' lautete das Motto