Die bunten Häuser sind verkauft

Die Mieterschaft hatte sich einen Vorkauf durch den Bezirk gewünscht. Doch der neue Eigentümer macht soziale Zusagen.

Quelle: Jen Sethmann

Quelle: Jen Sethmann

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Das Wohnungsunternehmen Harry Gerlach hat im April die bunten Häuser in der Flughafenstraße 45-49 und in der Hermannstraße 224-224a verkauft. Neuer Eigentümer ist die Mähren AG, die gerade viele Wohnanlagen in Berlin aufkauft. „Trotz aller Regulierungen und Unsicherheiten investieren wir weiter in Berlin“, sagt Firmengründer Jakob Mähren. „Wir glauben an die Hauptstadt als attraktiven Kultur- und Wirtschaftsstandort und damit stabilen Wohnungsmarkt.“

Die fast 200 starke Mieterschaft befürchtet, dass der neue Eigentümer nun die Mieten erhöhen oder die Wohnungen als Eigentumswohnungen verkaufen könnte. „Familien, WGs, alte und junge Menschen, wir alle haben hier ein Zuhause gefunden und das soll auch so bleiben!“ sagen die Mieterschaft, die sich zur Initiative „HerFlug224_49“ zusammengeschlossen hat. Deshalb forderten sie vom Bezirksamt, das Vorkaufsrecht auszuüben, also die Häuser in kommunalen Besitz zu übernehmen.

Vorkaufsrecht abgewendet

Weil die Häuser im Milieuschutzgebiet Flughafenstraße/Donaustraße liegen, kann der Bezirk in den Kaufvertrag eintreten und somit selbst Käufer der Immobilien werden. In solchen Fällen wird das Haus meist an eine städtische Wohnungsbaugesellschaft, eine Genossenschaft oder eine Stiftung übertragen.

Der Käufer kann das Vorkaufsrecht aber abwehren, wenn er sich dazu verpflichtet, Sozialstandards einzuhalten, die über die Regelungen des Milieuschutzes hinausgehen. Die Mähren AG hat hier ohne langes Zögern eine solche Abwendungsvereinbarung unterschrieben. Die Mieterschaft ist nun vor teuren Luxusmodernisierungen und vor einer Umwandlung in Eigentumswohnungen sicher. Ohne diese Vereinbarung wäre eine Eigentumsumwandlung trotz des Milieuschutzes laut Gesetz möglich, wenn die Wohnungen zunächst für sieben Jahre nur der Mieterschaft angeboten worden wäre.

Absicherung zeitlich begrenzt

Der Mietergemeinschaft wäre ein Vorkauf aber dennoch lieber gewesen, denn die Verpflichtung des Eigentümers läuft nur über 20 Jahre. Bei einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft oder einer Genossenschaft wäre die Bewohnerschaft im Grunde dauerhaft abgesichert. „So bunt wie die Fassade ist auch die Zusammensetzung der Mieterschaft. Aber wie lange noch?“ fragt die Initiative. „Wir meinen weiterhin: Häuser sind zum Wohnen – nicht zum Spekulieren!“

Harry Gerlach hatte es zu seinem Markenzeichen gemacht, seine Häuser mit leuchtenden Farben anzustreichen. Die ebenso grell bunten „Maxgärten“ im Wedding sind gleichzeitig an die Mähren AG verkauft worden. Auch dort sowie bei einem weiteren angekauften Wohnblock an der Ritterstraße/Bergfriedstraße in Kreuzberg hat Mähren Abwendungsvereinbarungen unterschrieben. Die Initiative HerFlug224_49 hat sich nun mit den dortigen Mietergemeinschaften vernetzt, um zusammen für einen besseren Milieuschutz zu kämpfen.