Mit Tablets raus aus dem digitalen Abseits

32 Tablets eröffnen Frauen und Mädchen mit Zuwanderungsgeschichte den Zugang zur digitalen Welt jenseits von Facebook und YouTube

Quelle: Birgit Leiß

Quelle: Birgit Leiß

Bei TIO (Treff- und Informationsort für Migrantinnen) e.V. in der Reuterstraße 78 ist man sehr glücklich über die nagelneuen Tablets. Finanziert wurde die Anschaffung über den Projektefonds des Quartiersmanagements Flughafenstraße. TIO, einer der ältesten Migrantinnenvereine der Stadt, existiert seit 1978, damals als reine Beratungsstelle in Kreuzberg. „Wir haben dann gemerkt, dass Beratung alleine nicht ausreicht“, erklärt Margarete Heins von TIO. Um auf eigenen Beinen stehen zu können und ihr eigenes Geld zu verdienen, brauchen die Frauen eine Ausbildung.

Das Motto: Türen öffnen

1990 wurde daher der zweite Standort im Flughafenkiez (Reuter-/Ecke Karl-Marx-Straße) eröffnet. Hier finden verschiedene Angebote zur Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung sowie zur beruflichen Orientierung statt. Sie alle haben ein Ziel: den Frauen Türen zu öffnen in ein selbständiges und selbstbestimmtes (Berufs-) Leben. 2007 kam dann noch das Girls' Studio hinzu. Hier können sich Mädchen und jungen Frauen auf die (erweiterte) Berufsbildungsreife oder den Mittleren Schulabschluss vorbereiten. Verbunden ist das Angebot mit beruflicher Orientierung und Unterstützung der Persönlichkeitsentwicklung. Ebenfalls für junge Frauen bis 25 Jahre wurde 2016 der Beratungs- und Lerntreffpunkt „Perspektivwechsel“ eingerichtet. Hier werden die Frauen beim Lernen während der Schul- und Ausbildungszeit unterstützt. Aber auch Ausflüge und kulturelle Aktivitäten stehen auf dem Programm.

Zeigen, was alles möglich ist

Das jüngste Projekt „Digitales Empowerment für Frauen“ ist im August 2022 gestartet. „Wir haben während Corona festgestellt, dass die Kommunikation mit den Teilnehmerinnen schwierig war, weil wichtige digitale Kompetenzen fehlen“, erklärt Margarete Heins. Zwar haben alle ein Smartphone, aber das wird meistens nur für WhatsApp, Instagram und Spiele genutzt: „Wir wollen zeigen, was alles möglich ist, zum Beispiel Lern-Apps oder Haushalts-Apps“. Auch die Kommunikation mit dem Jobcenter oder der Krankenkasse läuft zunehmend digital. Wer nicht die technische Ausstattung oder das digitale Know-how hat, bleibt außen vor.

Digitales Empowerment für mehr Chancen zur Teilhabe

In kleinen Gruppen üben die Frauen nun mit den Tablets die verschiedenen Anwendungen. Außerdem werden sie von der Dozentin sensibilisiert dafür, wo Abo-Fallen lauern oder was in puncto Datenschutz zu beachten ist. Die Tablets können auch ausgeliehen werden, etwa um Referate zu schreiben, denn viele haben zu Hause keinen Computer. Daher wurden auch einige externe Tastaturen angeschafft. Ziel des Projekts sei es, die digitalen Teilhabe- und Bildungschancen zu verbessern, sagt Martina Schöttes von TIO: „Insbesondere diejenigen Frauen und Mädchen, die in problematischen sozialen und familiären Verhältnissen leben, beispielsweise in Flüchtlingsunterkünften oder in gewaltgeprägten Lebensumständen, gehören zur Gruppe der digital Abseitsstehenden.“ Die Tablets ermöglichen den Frauen den Zugang zu digitalen Ressourcen und tragen damit zur Stärkung ihrer Alltagskompetenzen bei. „Wir sind sehr dankbar, dass uns das Quartiersmanagement mit den Tablets unterstützt hat“, betont Margarete Heins. Und die Teilnehmerinnen selber? „Das ist toll, fast schon Luxus!“ finden drei junge Frauen.


TIO-Beratungsstelle
Kontakt: Di bis Do 10:00 -18:00 Uhr; Fr 9:00 – 16:00 Uhr
Tel. 030 612 20 50
beratungsstelle@tio-berlin.de