Drei Stunden Ideensuche fürs Quartier

Der Quartiersrat diskutierte am 12. März mit vielen Gästen über den großen Plan für den Flughafenkiez.

Quelle: Stadtkümmerei, QM Flughafenstraße

Quelle: Jens Sethmann

Der Quartiersrat tagte diesmal nicht im Musikraum der Evangelischen Schule Neukölln, sondern in der Mensa des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Der größere Raum war auch nötig: Einerseits wurden gezielt Vertreter*innen von Schulen, Kitas, Jugendeinrichtungen, Initiativen, Kultur- und Moscheevereinen angesprochen, um intensiv darüber zu diskutieren, was der Flughafenkiez in den nächsten Jahren braucht. Gekommen sind fast 40 Leute, die Ideen für das Integrierte Handlungs- und Entwicklungskonzept (IHEK), den „großen Plan“ für den Kiez, gesammelt haben. Andererseits brauchte das Quartiersmanagement viel Platz, um einen realen großen Plan auszubreiten: Fünf mal vier Meter groß war die Karte des Flughafenkiezes, die in der Mitte der Mensa auf dem Fußboden lag.

Leerer Plan wird bunt

Auf dem Plan haben die Bewohner*innen und Akteure aus dem Flughafenkiez zunächst mit einem orangen Klebepunkt den Ort markiert, zu dem sie im Gebietden größten Bezug haben: Wohnung, Arbeitsplatz oder einfach ein häufig besuchter Aufenthaltsort. Anschließend haben die Teilnehmer*innen grüne Haftzettel an die Stellen geklebt, wo sie eine positive Entwicklung festgestellt haben. Das waren vor allem die Schulen, die von vielfältigen Investitionen profitiert haben, die erneuerten Spielplätze und das Blueberry Inn. Aber auch die Vielfalt und das allgemeine nachbarschaftliche Miteinander wurden hervorgehoben. Gelbe Zettel markieren Stellen, an denen die Flughafenkiez-Bewohner*innen Verbesserungsbedarf sehen. Häufig genannt wurden Müllecken und mangelnde Sauberkeit auf den Straßen, Drogenhandel auf Spielplätzen, zu viel Verkehrslärm und steigende Mieten. Quartiersmanager Thomas Helfen gab dann noch mit roten Haftzetteln einen Überblick über einige Orte, an denen in den letzten Jahren schon Soziale-Stadt-Projekte durchgeführt wurden oder aktuell laufen.

Viele Ideen aus drei Arbeitsgruppen

Um konkrete Ideen für das IHEK zu entwickeln, haben sich die Teilnehmer*innen nach einer Stärkung am Büfett in drei Gruppen zusammengesetzt. Die Arbeitsgruppe zum Thema Bildung und Jugend hat zum Beispiel vorgeschlagen, eine Elterncoaching-Infostelle einzurichten, die Helene-Nathan-Bibliothek zu Elternabenden einzuladen und die Schulbibliotheken miteinander zu koordinieren. Man müsste sich außerdem darum bemühen, dass mehr Schüler*innen das Essensangebot der Schulmensen annehmen. Das Albert-Schweitzer-Gymnasium meldete auch Renovierungsbedarf in der Turnhalle und bei den Toiletten an und würde zudem gern sein Dachgeschoss ausbauen.

Die Nachbarschafts-Arbeitsgruppe regte Diskussions- und Filmabende, Straßenfeste oder ähnliche Veranstaltungen an, die unterschiedliche Menschen und Kulturen zusammenbringen. Zudem sollte es praktische Hilfsangebote für Leute geben, die von Mietsteigerungen und Eigenbedarfskündigungen betroffen sind. Auch Verkehrsberuhigungen wären für nachbarschaftliche Begegnungen hilfreich, etwa durch Tempo 30 in der Flughafenstraße oder eine Fußgängerzone am unteren Ende der Boddinstraße.

Die Arbeitsgruppe zum öffentlichen Raum hat die Idee, zweimal im Monat die Flughafenstraße sauber zu machen. Hier könnte die Bezirkskampagne „Schön wie wir“ Unterstützung leisten, um die Aktivitäten und Angebote der Kampagne noch bekannter zu machen. Zur weiteren Vernetzung aber auch Würdigung der ehrenamtlichen Arbeit könnte der Wettbewerb um die schönste Baumscheibe wiederbelebt werden. An vielen Stellen fehlen noch Fahrradständer. Der Weg über den Käpt'n-Blaubär-Spielplatz sollte beleuchtet werde. Außerdem könnte das Flachdach des neuen Blueberry Inn als Spielfläche für Kitagruppen genutzt werden. Und auf dem weniger intensiv genutzten oberen Parkdeck der Neukölln Arcaden könnte ein Skaterpark entstehen.

Mehr Bedarf als Fördergelder

Diese Ideensammlung übersteigt bei weitem das, was in den nächsten Jahren mit den üblichen Mitteln des Quartiersmanagements umgesetzt werden kann. Dennoch ist es ratsam, alles ins IHEK mit aufzunehmen, denn was dort nicht drinsteht, kann nicht gefördert werden – auch dann nicht, wenn einmal unverhofft mehr Geld zu Verfügung stehen sollte.

Das Quartiersmanagement arbeitet nun einen Entwurf für das neue IHEK aus. In der seiner nächsten Sitzung am 14. Mai wird der Quartiersrat darüber abstimmen. Auch die ersten konkreten Projekte sollen dann schon auf den Weg gebracht werden.